Der amerikanische Bundesstaat Colorado gilt als eine der Geburtsstätten des Mountainbike Sports und bietet mit den Rocky Mountains einen perfekten Spielplatz für Biker. Nicht umsonst haben sich schon seit den 90er Jahren etliche Mountainbike Größen wie Missy Giove, Ned Overend oder Greg Herbold in den Bergen zwischen den Great Plains im Osten und der Wüste von Utah im Westen niedergelassen.
Diesen Sommer habe ich also mein Liteville 301 geschnappt, es in den Evoc Bike Travel Bag gepackt und bin nach Denver geflogen, um einen 1.600km Roadtrip zu den unterschiedlichen Regionen Colorados zu unternehmen. Zusammen gekommen sind dabei Eindrück von einem wahnsinnig schönen Land mit tollen und viel einsameren Trails, als wir es hier in Europa gewohnt sind.
Schon bei den Vorbereitungen zu diesem Trip hat sich schnell heraus gestellt, dass sich die Art Mountainbiken in den USA von der in Europa unterscheidet. Wo sich ganz Europa mit dem schier endlosen Netzwerk teils Jahrhunderte alter Wanderwege mit dem Mountainbike erleben lässt, finden sich in Amerika alleine aufgrund der Größe des Landes, der erheblich niedrigeren Besiedlungsdichte und der kürzeren Geschichte ein erheblich dünneres Netz an Wander- und auch Forstwegen.
Als eine der Geburtsstätten des Mountainbike Sports bietet Colorado natürlich trotzdem genügend Möglichkeiten, um sich auf dem Bike ordentlich auszutoben. Auch stehen die Rocky Mountains als Berge den Alpen in nichts nach. Ich bin bis auf 3.800m mit dem Bike unterwegs gewesen, deutlich höher als ich seit langem in den Alpen mit dem Rad gekommen bin.
Als Ausgleich zu den fehlenden Wanderwegen haben die Mountainbiker in den USA sogenannten Trail Systeme angelegt. Dabei werden Trails zum Teil von Hand in die Berge gebaut, die explizit für Mountainbiker präpariert sind. Diese Trails sind zu mehr oder weniger großen Systemen verbunden und können häufig bergauf und bergab befahren werden.
18 Road Trails
Erster Stop war in Fruita, ganz im Westen von Colorado gelegen und fast schon in Utah. Die Landschaft ist hier nicht mehr alpin wie in den Rockies, sondern besteht aus einem von Bergen eingerahmten Wüstental. Die Hänge erinnern schon an die aus Bikevideos bekannten Ridges aus Utah. Da ich mir mit Juli die heißesten Zeit des Jahres ausgesucht hatte, hieß es früh morgens biken zu gehen, denn schon am Vormittag stiegen die Temperaturen auf deutlich über 30C!
Das bekannteste Trail System in der Gegen von Fruita und Grand Junction ist das 18 Road Trails System nördlich von Fruita. Nach einer kurzen Fahrt über die 18 Road gelangt man vom Parkplatz auf etliche toll präparierte Trails. Herausragend ist vor allem der Zippity Doo Da, der sich spektakulär über seitlich steil abfallende Ridges bis ins Tal zieht. Perfekter Flow!
Herausragend außerdem der neuere “PBR – Pumps, Barrels, Rollers”, der auch perfekt präpariert ist und wie ein kilometerlanger Pumptrack wirkt, auf dem sich ein Kicker, Anlieger und Drop an den anderen reiht.
Zippity Doo Da Trail
Das zweite große Trailsystem ist das Kokopelli System, das auf einem Plateau entlang des Colorado Rivers angelegt ist. Eine große Schleife lässt sich hier mit verschiedenen kleineren Trails verbinden. Ich habe mich dazu entschieden früh morgens den Horsethief Bench Loop zu fahren, der eher technisch ist und immer wieder über steile Felsformationen gigantische Blicke auf den Colorado River zuließ. In Kombination mit der frühmorgendlichen Sonne und auf den Hängen heulenden Koyoten ein absolutes Gänsehaut Erlebnis.
Horsethief Bench
Horsethief Bench
– Der Einstieg in den Trail. Eine sehr schwierige Formation aus teils großen Felsen, Sicherlich komplett fahrbar, aber nicht für mich an diesem Morgen, so ganz alleine! http://www.youtube.com/watch?v=k93ohJdlXZk
Hier fährts einer, aber wie immer wird das Video der Realität nicht gerecht 🙂
Raiders Ridge Durango
Von Fruita ging es dann weiter in die “Bikehauptstadt” Durango. Hier haben sich nicht umsonst viele der MTB Helden der 90er Jahre niedergelassen. Nicht umsonst trägt einer der vielen innerhalb von Minuten zu erreichenden Trailsysteme den Namen der Bike Legende Ned Overend.
Durango ist ein unheimlich sympathisches, kleines Bergstädtchen, umgeben von Bergen, die mit Trailsystemen durchzogen sind. Ich war froh eine ganze Woche in Durango eingeplant zu haben, denn über der ganzen Stadt lag irgendwie ein Vibe, der mich eher an südkalifornische Surferstädtchen erinnert hat, als an ein alpines Bergdorf. Dazu beigetragen haben sicherlich die diversen Brauereien und Brewpubs der Stadt, die ich selbstverständlich alle besucht habe! Vom Bier her ganz klarer Sieger war Ska Brewing, die tollste Location (inkl. legendärem Yeti A.R.C. AS an der Decke) hatte Steamworks Brewing.
Yeti A.R.C. AS
Die erste Runde auf dem Bike hat mich dann gleich in das größte Trailsystem Durangos geführt, dem Horse Gulch/Telegraph Hill System. Es ging hoch über dutzende Spitzkehren über den Skyline Trail und dann weiter über den technischen und sehr steinigen Raiders Ridge.
Colorado Trail Durango
Am nächsten Morgen ging es über den Colorado Trail hinauf in die Berge über Durango. Wieder hieß es, sich über teils recht steile Trails den Berg hinauf zu arbeiten, um dann bergab Flow vom Feinsten genießen zu können. breite Forststraßen wie wir es in Europa in der Regel selbst in vermeintlich abgelegenen Gebieten gewohnt sind, gibt es in den USA kaum.
An den darauf folgenden Tagen bin ich noch den Sidewinder auf dem Telegraph Hill gefahren, eine sehr schnelle Abfahrt über bestens präparierten Trail, der sich in schier endlosen Kurven den Berg hinunter zieht, Wahnsinn! Außerdem habe ich noch den Ned Overend Park ein bisschen erforscht, der auch unter dem Namen “Test Track” bekannt ist. Hier finden sich richtig geile Abfahrten wie den “Star Wars” über steile und stark überhöhte Kurven, immer wieder unterbrochen durch Kicker… Total geil!
Trail 401 Crested Butte
Die dritte Station war Crested Butte, mittem im alpinen Teil Colorados gelegen. Ein wunderschönes, kleines Örtchen mit vielen guten Lokalen und Bars. Hier ging es auf den Trail 401, der von 3.800, Höhe durch Wildblumenwiesen wieder zurück ins Tal führt. Ein Wahnsinns Erlebnis mit tollen Ausblicken und endlich mal eine längere Tour über Natur-Trails!
Trail 401
Mein letzter Halt hat mich dann nach Aspen, dem wohl bekanntesten und mondänsten Skiort Amerikas geführt. Hier sollte es eigentlich auf den Goverment Trail gehen, aber leider hat dort dann zum ersten Mal auf meinem Trip das Wetter nicht mehr mitgespielt und auch der letzte Versuch zu dem wahrscheinlich eh schon sehr matischgem Trail zu gelangen wurde von einem erneut durchziehendem Unwetter vereitelt. Aber halb so schlimm. Am Tresen der New Belgium Brewing Ranger Station in Snowmass Village ließ sich auch das ganz gut ertragen!
Abschließend noch ein kurzes Video, das ein paar Eindrücke aus Colorado vermittelt.
Der Trip war einfach wahnsinnig geil und ich fand es sehr interessant, mal das bekannte Terrain zu verlassen. Ich kann nur jedem Mountainbiker empfehlen, einfach mal was Neues zu probieren. Es muss ja nicht gleich ein Trip in die USA sein!