Schneller (und sicherer) Mountainbike Trails fahren
Egal auf welchem Level, ob als Anfänger oder erfahrener Mountainbiker, irgendwie kommt man sich aufn dem Radel häufig “zu langsam” vor. Natürlich muss es nicht immer im D-Zug Tempo über die Trails gehen, aber zumindest mir macht es viel mehr Spaß die Trails mit Geschwindigkeit runter zu ballern, als ständig das Gefühl zu haben, dass ich diese Kurve oder jenen Absatz doch viel zu langsam gefahren bin.
Ich möchte Euch hier ein paar Punkte aufführen, die (zumindest bei mir) einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit – primär bergab – auf dem Bike haben.
Ausdauer
Klaro, mit einer besseren Kondition kommt man vor allem schneller den Berg hinauf. Aber auch downhill ist eine gute Ausdauer immens wichtig. Ich messe auf Touren meinen Puls mit der Apple Watch und immer wieder kann ich den höchsten Ausschlag nicht etwa bei der Auffahrt sehen, sondern in anstrengenden Abfahrtspassagen.
Schaut euch an, wie Ihr einen holperigen Trail abfahrt: Grundsätzlich nicht sitzend sondern halb stehend, halb in der Hocke in der Aktivposition. Dazu arbeitet Ihr ständig mit den Beinen, um das Gelände auszugleichen oder das Rad unter Euch in die richtige Position zu drücken. Die Hände klammer sich an die Lenkergriffe und die Finger werden ständig beim Bremsen beansprucht. Ihr macht also quasi durchgehend Kniebeugen auf dem Rad und stemmt dabei mit euren Armen Gewichte. Kein Wunder, dass man sich nach ein paar Minuten Downhill schon ganz schön kaputt fühlen kann.
Ich habe richtig gemerkt und kann das auch an den Strava Zeiten sehen, dass ich nachdem ich meine Kondition verbessert habe deutlich schneller und lockerer durch lange Abfahrten, wie zum Beispiel am Gardasee auf 601 oder Coast Trail komme. Ich kann länger ohne Pausen fahren und fühle mich auch noch sicherer. Denn wenn die Kondition abbaut verliere ich auch Konzentration und fahre generell unsicherer.
Also: Kondition ist extrem wichtig, nicht nur Bergauf, sondern auch beim Trail ballern. Also, viel Fahrrad fahren und generell mehr bewegen war fur mich am wichtigsten, um schneller mit dem Mountainbike Tails zu fahren.
Vorausschauend fahren
Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich irgendwie komisch langsam auf dem Trail daher krieche. Und fast immer weiss ich genau, was ich falsch gemacht habe. Ich habe fast direkt vor das Rad geschaut, anstatt weiter in den Trail hinein. Unterbewusst fährt man so ganz automatisch viel langsamer, weil das Gehirn ja nicht weiss, was als nächstes auf mich zukommt. Schaue ich dann weiter nach vorne, mekre ich sofort, wie ich schneller werde. Es öffnet sich quasi eine Bremse im Kopf, die euch vor dem Unbekannten bewahren will.
Anstatt genau vor das Vorderrad zu schauen solltet Ihr je nach Geschwindigkeit und Trailbedingungen dahin schauen, wo Ihr in 3-5 Sekunden fahren werdet. Durch dieses Vorausschauen stellt sich der Kopf auf den Trail ein. Ihr nehmt ausserdem durch das erweiterte Sichtfeld den Trail noch weiter vor euch wahr und könnt Euch schon mal auf kommende Kurven, Geländeformationen usw. einstellen.
Also, achtet mal darauf: Schaut Ihr beim Trail fahren genau vor der Vorderrad? Dann Blick heben und Gas geben!
Kurventechnik
Gerade in Kurven kann man durch falsche Fahrtechnik viel Speed verschenken. Wer nicht aktiv das Rad in Kurven oder Kehren drückt, im falschen Moment noch auf der Bremse steht oder seinen Körper nicht auf die Kurve einstellt fährt langsamer und meistens auch unsicherer durch Kurven.
Die korrekte Kurventechnik hier in diesem Artikel zu erklären wäre sicherlich zu umfangreich und ich würde auf ein Youtube Video von Leo Kast verweisen, der die Grundlagen sehr gut erklärt.
Bei der Fahrt durch Kurven und speziell durch Spitzkehren ist wieder die Blickrichtung sehr wichtig. Denn Ihr steuert das Rad automatisch dort hin, wo Ihr hinschaut. Achtet also darauf, dass Ihr vor allem im Kurvenausgang weit nach aussen schaut, denn da wollt Ihr hin. Schaut Ihr aber vorsichtig genau vor das Vorderrad weiss der Kopf nicht so genau was auf Euch zukommt und ihr bremst vermutlich wieder ganz automatisch.
Sektionen üben
Wie vieles im Leben geht es beim Trail fahren meist nur darum zu üben, zu üben und zu üben. Sucht Euch vielleicht auf Eurem Hometrail eine stelle, wo Ihr persönlich den Eindruck habt, dass speedmässig noch einiges drin wäre. Das kann eine schnelle Kruvenhatz sein oder auch eine Steilstelle oder ein Felsabsatz. Und den fahrt Ihr jetzt ein paar Mal nacheinander. Achtet dabei auf eure Linienwahl, Blickrichtung und Fahrtechnik. Häufig erkennt man nach ein paar Fahrten woran es scheitert. Und obendrein sorgt diese Wiederholung für einen Lerneffekt auf diesem Trailabschnitt, der sich später auf andere, ähnliche Sektionen übertragen lässt. Ich garantiere Euch, Ihr werdet innerhalb kurzer Zeit eine super Progression in eurem Flow sehen!
Hinter anderen her fahren
Habt Ihr einen schnelleren Kumpel? Dann lasst Ihn voraus fahren, es gibt kaum etwas, was schneller macht als sich von jemandem mitziehen zu lassen. Ihr orientiert Euch an seiner Geschwindigkeit, seiner Linienwahl und Körperhaltung. Natürlich sollte er nicht Vollgas ballern sondern in einer Geschwindigkeit fahren, die Ihr locker mitgehen könnt. Das kann durchaus ein bissl langsamer sein, als Ihr selbst fahren würdet, aber Ihr sollt ja neben dem Fahren auch noch Zeit haben auf seine Fahrtechnik zu achten.
Fahrtechnikkurs
Es ist natürlich leicht gesagt, dass Ihr auf Eure Fahrtechnik achten sollt, aber woher wisst Ihr, was die korrekte Fahrtechnik ist? Viele Biker eignen sich schlechte Gewohnheiten an, die sie langsamer und unsicherer fahren lassen. Immer noch sehe ich Biker, die vollkommen unnötig hinter den Sattel gehen oder keine gute Grundposition eingehen.
Tipps aus Magazinen oder Youtube helfen sicherlich weiter aber es geht nichts darüber, seine Fahrtechnik von einem erfahrenen Trainer überprüfen und korrigieren zu lassen.
Selbst wenn Ihr euch für gute Fahrer habt würde ich dazu raten wenigstens mal ein kurzes Seminar zu besuchen. Auch in meinem Freundeskreis haben wir uns für die Sueprcracks gehalten, wir waren ja schon überall am Gardasee und haben die Bikes auf die steilsten Gipfel hochgetragen. Aber dann kam die Ernüchterung, als der Trainer die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat und uns erstmal wichtige Grundlagen beigebracht hat. Der Dreitageskurs bei Trailexperience hat sich aber für uns alle extrem gelohnt.
Ich selbst mache demnächst wieder einen Kurs, um besser beim Springen und Droppen zu werden.
Also, schaut Euch mal in der Umgebung um, es gibt mitlerweile sehr viele Anbieter von Fahrtechnik Kursen fürs Mountainbike. Oder Ihr verbindet einen Mehrtages-Kurs mit einem Urlaub an einem schönen Bike-Spot!